Dieser Erzählsalon war eine gemeinsame Veranstaltung des Evangelischen Frauenwerks Lübeck Lauenburg und der Lübecker Gleichstellungsbeauftragten Elke Sasse.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von der Leiterin des Frauenwerkes Silke Meyer. Sie verwies auf die Reihe der Ezählsalons im Frauenwerk und stellte dann die drei Frauen vor, die im Laufe der Veranstaltung mehr über ihr politisches Engagement erzählen sollten:
- Helga Lietzke, Vorsitzende der Lübecker Frauen und Sozialverbände, ehemals Abgeordnete in der Bürgerschaft für die CDU
- Katja Menz, Bürgerschaftsabgeordnete für die GAL
- Ursula Hauser, Mitglied im Kuratorium der Synode des Kirchenkreises und im Beirat des Frauenwerkes, sowie Vorsitzende der Delegiertenkonferenz des Frauenwerkes
Aufgabe des Erzählsalons sei, etwas hervorzubringen, was in vor-digitalen Zeiten selbstverständlicher war, nämlich Erzählen, Erinnern, Zuhören. Es gehe dabei „einfach darum, subjektiv Erlebtes und Erinnertes, als kleinen oder großen Schatz weiterzugeben und einander wertschätzend zuzuhören.“
Im konkreten Fall bei „einem kirchlich-politischen AUS-TAUSCH von Geschichten“, der auch neue Horizonte über diesen Austausch hinaus eröffnen kann. Wichtig hierfür sei um die „Selbstverantwortung aller“ und die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.
Silke Meyer beendete ihr Einleitung mit einem Zitat von Ada Ehmler: „Ich will versuchen, das Heute, so zu gestalten, dass ich auch morgen noch damit leben und sterben kann.“
Die von Elke Sasse moderierte Gesprächsrunde begann damit, dass sich alle anwesenden Frauen vorstellten und sich kurz zu ihrem eigenen kirchlichen und/ oder politischen Engagement äußerten.
Dabei wurde deutlich, wie reich die Runde mit Erfahrungen ausgestattet war.
Unter den erzählten Erfahrungen fand sich jahrzehntelanges Engagement in kirchlichen Gremien, wodurch sowohl Frauenthemen, als auch das Thema Lebensformen in diese getragen wurden. Außerdem konnten Zuhörerinnen entdecken, dass es in Lübeck, nachdem die Bürgerschaftsmehrheit einen Gleichstellungsausschuss verhindert hat, einen außerparlamentarischen Gleichstellungsausschuss gibt. Es wurde berichtet, über Versuche, in Lübecks Wirtschaft Frauen zu fördern, und über politisches Engagement von klassischen Gleichstellungsthemen bis zu kommunalen Themen. Erwähnt wurde auch die Verbindung von Frauenpolitik und Frauensport, sowie die geistige Grundlage des Engagements für Frauen in Literatur und Philosophie.
Anschließend berichteten die drei Gäste ausführlicher von ihren Erfahrungen.
Ein Versuch, diese Einblicke zusammen zu fassen, ergibt, dass es auf dem Weg ins Engagement „Türöffnerinnen“ braucht, und dann für das (kirchen-)politische Engagement sehr viel Geduld und einen langen Atem, zudem Mut für kreative öffentlichkeitswirksame Aktionen und die Fähigkeit, sich zu streiten und ggf. auch in Abgrenzung von alten Weggefährt*innen neue Wege zu gehen.
Darauf folgte eine lebhafte Diskussion, in der Elke Sasse rasch eine Rednerinnenliste führen musste.
Unter den vielfältigen Themen waren natürlich Frau und Beruf, Vereinbarkeit mit dem Muttersein, Engagement der Väter, überhaupt den Wunsch, Gleichstellung mit Männern in gemeinsamer Verantwortung zu verwirklichen.
Zu diesen Themen kam die Frage auf, ob es Verbesserungen gibt oder ob eben doch immer wieder die gleichen Themen verhandelt werden, etwa auch bei der nie endenden Diskussion um das Thema Abtreibung oder auch dem alten Rabenmuttervorwurf.
Zudem wurde gesprochen über den Druck, der auf Frauen lastet, alles besonders gut machen zu wollen, und sich dabei aufzureiben, etwa dabei, massiv in die Bildung der Kinder zu investieren, für die Alltagsarbeit zuhause zuständig und meist auch beruflich tätig zu sein. Hierzu gab es die bildliche Aufforderung, in einer Wohnung auch runde Ecken zuzulassen, sprich von eigenen Perfektionsansprüchen Abstand zu nehmen.
Ebenfalls bildlich wurde auf das Thema Konkurrenz zwischen Frauen hingewiesen, im Krippenspiel gibt es mit der Rolle der Maria nur eine Frauenrolle. Wer diese spielt, bleibt auf der Bühne allein und will es allein geschafft haben, außer sie denkt weiter und zieht andere Frauen nach. In Bezug darauf wurde auch erwähnt, dass Frauen Netzwerke hätten und Männer Seilschaften, d.h. während Männer einander hochziehen, fallen Frauen durchs Netz. Als Beispiel für Frauenseilschaften wurde das ‚Kaffeekränzchen‘ in der IHK genannt.
Abschließend ging es noch um Möglichkeiten, kommunalpolitisches Engagement von Frauen zu verstärken. Hier wurde über Wege nachgedacht, wie Frauen auch ohne parteipolitische Bindung in die Politik einsteigen können, und auch darüber, wie politische Arbeit, die teilweise erst nach langjähriger Anstrengung zu Ergebnissen führt, trotzdem attraktiv sein kann.
In der gesamten Diskussion ging es immer wieder um den Wunsch nach und die Forderung von Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung und Solidarität, zudem um eben das, was der Erzählsalon angeboten hat, Möglichkeit zu Gespräch und Austausch.
Andrea Czichy